Die Energiewende macht auch vor der Gasversorgung nicht halt. Während die Politik den Ausstieg aus fossilen Energieträgern vorantreibt, entwickeln sich alternative Gasformen zu einer wichtigen Säule der zukünftigen Energieversorgung. Doch was steckt hinter Begriffen wie Ökogas, Biogas und synthetischen Gasen?

Was ist grünes Gas?

Unter grünem oder nachhaltigem Gas versteht man Gasformen, die entweder aus erneuerbaren Quellen stammen oder durch klimafreundliche Verfahren hergestellt werden. Im Gegensatz zu konventionellem Erdgas sollen diese Alternativen langfristig klimaneutral sein.

Die drei Hauptkategorien:

  • Biogas: Aus biologischen Abfällen und Energiepflanzen
  • Synthetische Gase: Künstlich hergestellte Gase aus erneuerbarem Strom
  • Ökogas-Tarife: Konventionelles Gas mit CO₂-Kompensation

Biogas: Gas aus der Natur

Biogas entsteht durch die Vergärung organischer Materialien wie Gülle, Pflanzenresten oder speziell angebauten Energiepflanzen. Dieser Prozess läuft in luftdichten Behältern ab und produziert Methan, das chemisch identisch mit Erdgas ist.

Vorteile von Biogas:

  • Klimaneutral: CO₂-Bilanz ist ausgeglichen
  • Regional verfügbar: Kann dezentral produziert werden
  • Kreislaufwirtschaft: Nutzt Abfallstoffe sinnvoll
  • Speicherbar: Kann in vorhandener Infrastruktur genutzt werden

Herausforderungen:

  • Begrenzte Verfügbarkeit: Rohstoffe sind limitiert
  • Höhere Kosten: Aufwändige Aufbereitung erforderlich
  • Flächenkonkurrenz: Energiepflanzen vs. Nahrungsmittelanbau

Synthetische Gase: Die Zukunftstechnologie

Synthetische Gase werden durch Power-to-Gas-Verfahren hergestellt. Dabei wird überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien genutzt, um Wasserstoff und schließlich synthetisches Methan zu produzieren.

Der Herstellungsprozess:

  1. Elektrolyse: Wasser wird mit Ökostrom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten
  2. Methanisierung: Wasserstoff reagiert mit CO₂ zu synthetischem Methan
  3. Einspeisung: Das Gas wird ins Erdgasnetz eingespeist

Potenziale synthetischer Gase:

  • Unbegrenzt skalierbar: Mit ausreichend Ökostrom beliebig herstellbar
  • Sektorenkopplung: Verbindet Strom-, Wärme- und Verkehrssektor
  • Langzeitspeicher: Speichert erneuerbare Energie über Monate
  • Existing Infrastructure: Nutzt vorhandene Gasnetze

Ökogas-Tarife: Der Einstieg in grünes Gas

Viele Verbraucher kennen Ökogas-Tarife als ersten Berührungspunkt mit grüner Gasversorgung. Dabei handelt es sich meist um konventionelles Erdgas, dessen CO₂-Ausstoß durch Klimaschutzprojekte kompensiert wird.

Arten von Ökogas-Tarifen:

  • Klimaneutrales Gas: CO₂-Kompensation durch Klimaprojekte
  • Biogas-Beimischung: 5-100% Biogas-Anteil
  • Reines Biogas: 100% biologisch erzeugtes Gas

Worauf sollten Verbraucher achten:

  • Zertifizierungen: TÜV-Siegel oder andere anerkannte Standards
  • Transparenz: Herkunft des Biogases und der Kompensationsprojekte
  • Biogas-Anteil: Prozentsatz des tatsächlichen Biogases
  • Aufpreis: Mehrkosten im Vergleich zu konventionellem Gas

Marktentwicklung und Preise

Der Markt für grünes Gas wächst stetig, ist aber noch ein Nischensegment. 2025 haben etwa 15% aller deutschen Haushalte einen Ökogas-Tarif, Tendenz steigend.

Aktuelle Preissituation:

Gasart Durchschnittspreis Aufpreis zu Erdgas
Konventionelles Erdgas 7,2 ct/kWh -
Klimaneutrales Gas 7,5 ct/kWh +0,3 ct/kWh
10% Biogas-Beimischung 7,8 ct/kWh +0,6 ct/kWh
100% Biogas 9,2 ct/kWh +2,0 ct/kWh

Technologische Entwicklungen

Die Forschung arbeitet intensiv an der Weiterentwicklung grüner Gastechnologien. Dabei stehen Effizienzsteigerung und Kostenreduktion im Vordergrund.

Wasserstoff als Gamechanger

Grüner Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie der Energiewende. Er kann entweder direkt genutzt oder zu synthetischem Methan weiterverarbeitet werden.

Wasserstoff-Anwendungen:

  • Industrie: Stahlproduktion, Chemie
  • Mobilität: Wasserstoff-Fahrzeuge, Schifffahrt
  • Energiespeicherung: Langzeit-Stromspeicher
  • Heizen: Wasserstoff-ready Gasheizungen

Politische Rahmenbedingungen

Die deutsche und europäische Politik fördern den Ausbau grüner Gase durch verschiedene Maßnahmen.

Wichtige politische Initiativen:

  • Nationale Wasserstoffstrategie: 9 Milliarden Euro bis 2030
  • REPowerEU: EU-Plan zur Energieunabhängigkeit
  • EEG-Förderung: Unterstützung für Biogas-Anlagen
  • CO₂-Bepreisung: Macht fossile Gase teurer

Herausforderungen und Hindernisse

Trotz des Potenzials gibt es noch erhebliche Herausforderungen beim Übergang zu grünen Gasen.

Technische Herausforderungen:

  • Skalierung: Industrielle Massenproduktion noch nicht erreicht
  • Infrastruktur: Anpassung der Gasnetze für Wasserstoff nötig
  • Speicherung: Langzeitspeicherung von Wasserstoff problematisch
  • Effizienz: Verluste bei der Umwandlung

Wirtschaftliche Hindernisse:

  • Hohe Kosten: Grüne Gase noch deutlich teurer
  • Investitionsbedarf: Milliardenschwere Infrastruktur-Investitionen
  • Marktreife: Viele Technologien noch in der Entwicklung

Regionale Unterschiede in Deutschland

Die Verfügbarkeit und Akzeptanz grüner Gase variiert stark zwischen den Regionen.

Vorreiterregionen:

  • Niedersachsen: Viele Biogas-Anlagen, Wasserstoff-Projekte
  • Bayern: Starke Förderung erneuerbarer Energien
  • Schleswig-Holstein: Überschüssiger Windstrom für Power-to-Gas
  • Nordrhein-Westfalen: Industrielle Wasserstoff-Nutzung

Ausblick: Die nächsten 10 Jahre

Experten erwarten eine deutliche Beschleunigung beim Ausbau grüner Gase in den kommenden Jahren.

Prognosen bis 2035:

  • Biogas-Anteil: Steigerung auf 10-15% des Gasverbrauchs
  • Wasserstoff: Erste kommerzielle Anwendungen im Massenmarkt
  • Synthetische Gase: Deutliche Kostenreduktion erwartet
  • Preise: Angleichung an konventionelle Gaspreise bis 2030

Was bedeutet das für Verbraucher?

Für Endverbraucher eröffnen sich neue Möglichkeiten, aktiv zum Klimaschutz beizutragen.

Handlungsoptionen heute:

  • Ökogas-Tarif wählen: Geringer Aufpreis, große Umweltwirkung
  • Biogas-Anteil steigern: Je nach Budget höhere Biogas-Anteile wählen
  • Wasserstoff-ready Heizung: Beim Heizungstausch auf H2-Fähigkeit achten
  • Verbrauch reduzieren: Jede gesparte kWh hilft der Umwelt

Fazit: Grünes Gas als Baustein der Energiewende

Grüne Gase werden eine wichtige Rolle in der zukünftigen Energieversorgung spielen. Während Biogas bereits heute verfügbar ist, stehen synthetische Gase und Wasserstoff vor dem Durchbruch.

Für Verbraucher bieten Ökogas-Tarife bereits heute eine einfache Möglichkeit, den persönlichen CO₂-Fußabdruck zu reduzieren. Die Mehrkosten sind überschaubar und werden in den kommenden Jahren weiter sinken.

Die Energiewende im Gassektor steht erst am Anfang, aber die Weichen sind gestellt. Wer heute auf grünes Gas setzt, investiert in eine nachhaltige Zukunft und unterstützt den Ausbau klimafreundlicher Technologien.

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